Kurs
Das Umfeld, in dem sich Organisationen zu bewähren haben, befindet sich in Bewegung. Unbeständigkeit und Brüchigkeit, Unsicherheit und Angst, Komplexität und Nicht-Linearität sowie Unübersichtlich- und Unverständlichkeit kennzeichnen die Rahmenbedingungen unter denen Organisationen als auf Dauer gestellte Systeme heute ihre Umweltreferenz herstellen und sich kontextualisieren müssen. Sie stehen vor tiefgreifenden und umfassenden Entwicklungs- und Veränderungsprozessen, um Kopplung herzustellen.
In der Kirche sind Menschen miteinander unterwegs, deren Hoffnung und Sehnsucht sich in der frohen Botschaft von der bedingungslosen und befreienden Liebe Gottes zu den Menschen gründet. Kirche versteht sich als geistliches Geschehen und soziale Größe, die eingebettet ist in ein Beziehungsgeflecht auf lokaler, regionaler und globaler Ebene. Die Organisation von Kirche ist, soziologisch betrachtet, also ein Mischkontext mit unterschiedlichen organisationalen und kulturellen Logiken, die historisch gewachsen alle gleichzeitig wirksam sind.
Auf diesem Hintergrund stehen auch kirchliche Organisationen vor der Herausforderung, ihre Organisationsgestalt und Kultur so zu transformieren, dass sie sich nachhaltig in Kontexten bewegen können, die ein Maximum an Flexibilität und Innovation erfordern, ohne dabei die Rückbindung an ihren Ursprung und ihre Mitte, den Kern der Hoffnung, also ihre Identität aufzugeben.
Die Weiterbildung in systemischer Organisationsberatung und -entwicklung vermittelt das Knowhow, Transformations- und Innovationsprozesse in organisationalen Kontexten professionell aus systemisch-konstruktivistischer Perspektive zu beraten und zu begleiten. Die Grundlage bildet ein reflektiertes Verständnis als Coach, die:der in beratungsprofessionelle Interaktion mit Einzelpersonen, Gruppen und Teams eintritt.
Dem Kurskonzept liegt der Qualitätsrahmen für die Ausbildung in Organisationsberatung in den Bistümern der Bundesrepublik Deutschland zugrunde. Diese steht in Übereinstimmung mit den Richtlinien der evangelischen GBOE. Die Weiterbildung ist zertifiziert nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für Coaching e.V. (GGfC).
Systemisch fundierte beraterische Grundhaltung im eigenen Denken und Handeln
Systemisches Verständnis von Wirklichkeit und dessen Anwendung in der Beratung
Kompetenz, Organisationen als selbstreferentielle, komplexe Systeme zu verstehen
Differenzierte methodische Fertigkeiten zur Beratung in sozialen Systemen
Fähigkeit, nachhaltige Prozesse der Kulturveränderung zu coachen
Haltungsgebundenes eigenes Profil und Standing als Coach
Organisationswissenschaftliche und theologische Perspektiven verknüpfen
Die eigene Organisation als relevanten Kontext beraterischen Handelns verstehen
Coaching und Beratung auf dem Markt und/oder in der eigenen Organisation präsentieren
Eine ausführliche Darlegung der Lernziele mit Indikatoren und Evaluation findet sich in der ausführlichen Kurskonzeption.
Präsenzmodule
Kern der Weiterbildung sind neun Module zu vier Tagen. Die Module dienen der Vermittlung der theoretischen Konzepte, dem Training von Beratung, der Selbsterfahrung und der Lernberatung.
E-Learning-Module
In drei Modulen werden Basis-Tools in Projektmanagement, Sozialraumanalyse sowie Moderation und Großgruppenmethoden vermittelt, die im Kontext von Organisationen benötigt werden. Sie sind für selbstorganisierte Gruppenarbeit und/oder Selbststudium angelegt. Sie beinhalten Praxisanteile. Sie werden im Kurs ausgewertet.
Beratungsprozesse
Die Teilnehmer:innen werden im Verlauf des Kurses
- in einer Beratung hospitieren,
- drei Beratungsprozesse eigenverantwortlich als Coach durchführen,
- mindestens ein Prozess ist frei akquiriert,
- ein Coaching-Profil erarbeiten und darstellen.
Lehr-Coaching, Supervision und Intervision
Der Qualifizierungsprozess wird durch Lehr-Coaching, Supervision und Intervision gefördert:
- Einzelsupervision vor Beginn der Präsenzmodule
- Lehr-Coaching im Kursverlauf gemäß den Standards der DGfC zur Integration der persönlichen Erfahrungen im Kurs, Identitäts- und Rollenbildung als Coach und Lebens- und Arbeitsplanung,
- Projektsupervision in regionalen Gruppen, die der Unterstützung der konkreten Beratungspraxis, den weiteren Training und des Abgleichs von Selbst- und Fremdwahrnehmung dient,
- Intervision (z.B. kollegiale Beratung, Fallarbeit) die dem gleichen Zweck dient wie die Projektsupervision. Zusätzlich üben sich die Teilnehmenden darin, einen Lernkontext selbstorganisiert zu gestalten.
Die Supervisor:in für die Supervision vor Beginn der Präsenzmodule und die:den Lehr-Coach wählen die Teilnehmer:innen eigenständig. Die Kursleitung und (bei den entsendeten Teilnehmer:innen) die intern Verantwortlichen sind bei der Suche behilflich. Die Projekt-Supervisor:innen wählt und vermittelt die Kursleitung.
Vor den qualifizierten Rückmeldungen der Kursleitung (Module 4 und 8) findet eine Konsultation mit den Projekt-Supervisor:innen statt, in denen Beobachtungen zum Lern- und Entwicklungsstand jede:r Teilnehmer:in ausgetauscht werden. Der Austausch in der Konsultation wird in der Projekt-Supervisionsgruppe vor- und das Feedback im Kurs nachbereitet.
Gruppenprozess
In das Lernen der:des Einzelnen wird der Gruppenprozesses der Kurs- und Projektsupervisionsgruppen integriert. Das Augenmerk gilt der Selbsterfahrung in Gruppen, der Erweiterung der Möglichkeiten des Verhaltens in Gruppen und ihrer Leitung, Macht- und biographische Spiegelphänomenen.
Die Gestaltung einer Abschlussveranstaltung im letzten Modul als „Unternehmen der Gesamtgruppe“ ist aktiver Lernort der Projekt- und Selbstorganisation.
Lernbegleitung
Die Teilnehmer:innen bilden Lernbegleitungsgruppen, in denen die Entwicklung des individuellen Lernens besprochen wird (Selbsteinschätzung und Feedback). Jede Lernbegleitungsgruppe wird von einem Mitglied der Kursleitung begleitet. Die Kursleitung bietet durchlaufend individuelle Lernbegleitung an.
Selbststudium
Die Kursleitung stellt den Teilnehmer:innen Materialien zu den Inhalten der Weilterbildung zur Verfügung. Sie dienen der Vorbereitung und Vertiefung der Lerninhalte durch Selbststudium.
Kursabschluss
Zum Ende des Kurses
- erstellen die Teilnehmer:innen eine Theorie-Praxis-Arbeit,
- organisieren sie in eigener Regie eine halbtägige Abschlusspräsentation für geladene Gäste (i.d.R. Bistumsverantwortliche, Fach- und Führungskräfte, Beraterkolleg:innen),
- nehmen an einem Kolloquium als fachlich fokussierten Dialog teil, indem sich die Teilnehmer:innen als fachlich versierte Diskussionsteilnehmer:innen zeigen.
Modul 1
Kontakt und Kennenlernen von Teilnehmer*innen und Kursleitung // Einführung in die Kurskonzeption // Abschluss des Ausbildungskontrakts // Hinführung zum systemischen Denken und Handeln
Hospitation in (mindestens) einem Beratungsprozess
Modul 2
Konstruktion sozialer und organisationaler Wirklichkeit // Logik systemischen Denkens und Handelns // Grundverständnis systemischer Beratung // Gestaltung des Einstiegs (Grundhaltung und Arbeitsbeziehung/Commitment) // Basistechniken systemischer Beratung (v.a. Fragetechnik) // Gestaltung des Beratungskontrakts
Beginn eigener Beratungs-/Coachingprozesse
Beginn des Lehr-Coachings im Kurs
Beginn der Projektsupervision und der Intervision
E-Learning-Modul
Modul 3
Lernen, Entwicklung und Veränderung in volatilen, komplexen, dynamischen Systemen // Beratung und Entwicklung als Konzepte differenzieren // Beratung im Transaktionsfeld harter und weicher Faktoren // Musterbildung, Mustererkennung und Musterunterbrechung // Gestaltung des Beratungsprozesses (Beratungsarchitektur und Beratungsdesign)
Das Modul beinhaltet eine biographische Reflexion auf die angestrebte Rolle als Coach und ein Treffen der Lernbegleitungsgruppe
Sozialräumliches/lebensweltliches Denken // Arbeit mit Landkarten // Erhebung/Analyse soziodemografischer und infrastruktureller Daten // Erhebung/Analyse sozialräumlicher Ressourcen // Erhebung/Analyse subjektiver Raumperspektiven
Modul 4
Systemische Organisationentwicklung I – Strategieentwicklung (5. bis 8. Mai 2025)
Das Modul beinhaltet ein Feedback der Kursleitung zum erlebten Lernstand (Selbstkompetenz, Interaktionskompetenz, Interventionskompetenz) an jede:n Teilnehmer:in (in der Gesamtgruppe)
Modul 5
Systemische Organisationsentwicklung II – Innovation (10. bis 13. Juni 2025)
Innovationsverständnis und -kultur // Konzeptionelle Ansätze (u.a. Design Thinking, Effectuation) // Adressatenorientierung & Stakeholder-Kommunikation // Organisationale Innovation // Strategische Innovation
Das Modul beinhaltet eine Einheit zur Profilentwicklung als Coach
Modul 6
Systemische Organisationsentwicklung III – Transformation (3. bis 6. November 2025)
Organisation von Kirche im 21. Jahrhundert – fragmentiert, hyperstabil, agil // Geschäftsmodellentwicklung // Fokus Kultur und Personal // Fokus Produkt und Qualität // Fokus Strukturen und Prozesse
Das Modul beinhaltet eine Einführung in die Gestaltung von Online-Beratung.
Modul 7
Kultureller Wandel zwischen Krise und Resilienz // Systemisches Verständnis von Konflikten // Analyse/Diagnose von Konflikten // Interventionsstrategien und Formate // Beratung in irritierten Systemen // Rollenadäquates Standing in Beratungs- und Konfliktsituationen
Dieses Modul beinhaltet ein Treffen der Lernbegleitungsgruppe
Modul 8
Rollen in Gruppen, Gremien, Teams // Musterbildung und (Änderungs-)Dynamik in Gruppen // Schwerpunkte von Teamcoaching und Teamentwicklung // Führen und Leiten im Wandel (Dimensionen, Rollen, Kultur) // Führungskräftecoaching
Das Modul beinhaltet ein Feedback der Kursleitung an jede:n Teilnehmer:in hinsichtlich des Erlebens der Profilentwicklung als Coach (in der Gesamtgruppe)
Modul 9
Besprechung der Theorie-Praxis-Arbeiten // Kolloquium // Abschlussveranstaltung (mit Gästen) // Zertifizierung (bei Vorlage aller Kursleistungen) // Kursauswertung // Fest und Abschied
Spätester Zeitpunkt der Vorlage aller Kursleistungen zur erfolgreichen Zertifizierung 31. Juli 2027